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Warum wir Future Skills brauchen

Kreativität ist nicht im Internet.

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Warum wir Future Skills brauchen

"Alles redet über ChatGPT bzw. von künstlicher Intelligenz als die Lösung aller Probleme. Doch spätestens die Pandemie zeigte uns weltweit etwas anderes."

„Auf geht’s Kinder, Klassenfahrt. Bitte mitnehmen: Mut, Kreativität, Teamwork und vor allem: gute Laune. Alles andere: bleibt Zuhause. Unterkunft und Verpflegung: eure Sache. Taschengeld: na gut, 150 Euro. Dauer: drei Wochen. Sonst noch was? Ach ja, viel Spaß!“. Kein Witz, sondern Klassenfahrt an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum. Die Kids: 8., 9. und 10. Klasse (echt jetzt, googel mal „Klassenfahrt“, „ESBZ“ und „Herausforderung“). Das sieht dann so aus: Vier Jungs fahren mit ihrem Betreuer in einem Bus in die Slowakei und wandern über die hohe Tatra nach Polen. Unterwegs schlafen sie in Höhlen oder im Freien und versorgen sich selbst. Anfangs schlafen und wohnen sie auf dem Grundstück einer Familie und hüten dafür deren Schafe. Die 150 Euro müssen ja für drei Wochen reichen. Wie es dann weiterging? Genau: mit viel Kreativität, Teamwork, Mut und guter Laune. Und schon sind wir mittendrin in der Welt der Future Skills.

Darum brauchen wir Future Skills.  

Man empfindet es schon geradezu als sagenhaft, wie die ESBZ ihre Schüler auf ein (Arbeits-)Leben in der Digitalisierung vorbereitet und ihnen erste Future Skills mit auf den Weg gibt. Vor allem, wenn einem selbst im Frontalunterricht so Fähigkeiten wie Kreativität, Teamwork und Selbstwirksamkeit einst ausgetrieben wurden. Zu schön die Vorstellung, wenn ein Schüler sagen könnte, „In der 3. habe ich Future Skills“. Dann wären wir in der Arbeitslebensvorbereitungs-Debatte einen ganzen Schritt für die Menschheit weiter, denn:

  • Man hätte wirklich verstanden, dass die Digitalisierung und der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (Fach)Wissen immer schneller entwertet.
  • Man hätte erkannt, dass es im Berufsleben vor allem um die Fähigkeit geht, selbstbestimmt, selbstorganisiert, kreativ und innovativ zu handeln.
  • Man würde in der Schule endlich lernen, wie man nützliche Informationen auswählt und Ambivalenzen und Unsicherheiten in der (VUCA)Welt aushält.
  • Man würde allen Schülern mit auf den Weg geben, dass die meisten Probleme in der Arbeitswelt keine rein intellektuellen Probleme sind, sondern solche, die zu ihrer Lösung ein einfallsreiches Können voraussetzen (wir lernen Skifahren ja auch nicht mit einem Lehrbuch in der Hand).
  • Zusammengefasst: Man hätte schließlich verstanden, dass Erfahrung und bekannte Regeln als alleinige Modi Operandi für die heutige Problemlösung in etwa so wirken wie Talkshows auf Luisa Neubauer, nämlich wie „Alte-Menschen-Fernsehen“.

Im Namen des Digitalismus  

Doch anstatt uns generationenübergreifend mit Futures Skills zu beschäftigen, huldigen wir immer noch zu sehr einer zur Ideologie gewordenen Computerisierung. Alles redet über ChatGPT bzw. von künstlicher Intelligenz als die Lösung aller Probleme. Der Trendforscher Matthias Horx spricht hier nicht umsonst vom Digitalismus: nämlich vom quasi religiösen Glauben, dass alle menschlichen Probleme durch die Macht der Computer ge- bzw. erlöst werden können. Vom Stau über Gesundheit und Lernen bis hin zum Songwriting à la Nick Cave. Amen. Läuft aber nicht. Denn spätestens die Pandemie zeigte uns weltweit etwas anderes. „Nicht die KI hat uns in der Abwehr der Infektion geholfen. Sondern menschlicher Verhaltenswandel. Solidarität. Gesunder Menschenverstand. Kooperation. Sozio-Techniken, nicht digitale Wunder. Die Corona App kann helfen, mehr aber auch nicht“ (aus Burkhardt, Steffi: „Be Water my Friend,“). Und in der Tat, noch nie wurde so viel videokonferenzt und geskyped. Wir erkennen durch solche Technologie-Nutzungen, dass der Mensch immer auch ein analoges Wesen bleibt. Er braucht nämlich Nähe. Das Klappern von Schreibmaschinen. Drei Fernsehprogramme. Wie schreibt Douglas Coupland: I miss my pre-internet brain.

Mit Future Skills bleiben wir handlungsfähig

Future Skills sorgen dafür, das wir trotz Digitalisierung zutiefst menschliche Wesen und handlungsfähig in einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt bleiben. Mit ihnen lernen wir unser bisher erworbenes Wissen auf bis dato unbekannte Probleme, sprich Gelerntes auf Ungelerntes anzuwenden. Mit Empathie, Kollaboration, Innovation, Imagination. Unter anderem. Und überhaupt: Die Kreativität, also das, was wir aus den Tatsachen machen, ist eben nicht im Internet, sondern in unseren Köpfen. Dort verknüpfen wir Erkenntnisse, entstehen Assoziationen und Ideen. Der Gedanke, dass man nichts im Kopf haben muss, weil man alles nachschlagen kann: Holzweg (und zwar deutsche Eiche). Jedenfalls dann, wenn es einem Produktion und nicht nur um Reproduktion geht („Schönen Gruß von Nick Cave an dieser Stelle“ würde Markus Lanz jetzt sagen).

Mal auf den PUNK gebracht.
All das bedeutet die Umwandlung der Wissensgesellschaft in eine Kompetenzgesellschaft. Eine Gesellschaft, in der möglichst viele Menschen mittels Future Skills befähigt werden, selbstorganisiert und kreativ zu handeln. Und Baby Boomer Führungskräfte, die bei Begriffen wie „selbstorganisiert“, „selbstbestimmt“ und „eigenverantwortlich“ irgendwie schwitzige Hände bekommen, geben wir dies mit auf den Weg: „Ist der größte Führer an der Spitze, weiß das Volk kaum, dass er da ist.“ Ist von Laotse. Und aus dem 4. Jahrhundert vor Chr. Muss was dran sein.

Du hast Fragen? Du hast uns.  

Für euer Unternehmen bedeutet das, sich Gedanken über ein Kompetenzmodell zu machen, das genau die Fähigkeiten abbildet, die euer Unternehmen wirklich braucht. Denn sagen wir es mal so: Teamfähigkeit für einen Schachspieler ist eher semi. Du hast hierzu Fragen? Gern helfen wir dir weiter. Sprich uns einfach an. Alle Kontaktinfos findest du hier.

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